Die Vorgeschichte zur 2014 Corvette C7 Stingray Z51 (EU)
Es ist immer wieder – mit Verlaub – „krass“, wie sehr sich Designsprachen verändern können. Was haben die erste Corvette von 1953 und die aktuelle, 7. Generation von heute noch gemein? Immerhin eine Karroseerie aus GFK, glasfaserverstärktem Kunststoff. Sechs Zylinder hatte die erste Generation, erst 1955 ging es dann los mit der V8-Erfolgsgeschichte – zumindest in den Vereinigten Statten von Amerika. Europa schien nicht so angetan von dem US-Sports Car, das änderte sich langsam erst mit der vierten Generation ab 1983. Die Qualität wurde genauso bemängelt wie ihr Fahrverhalten, sie könne nicht mal geradeaus fahren, hieß es. Die gute Nachricht vorweg: Die aktuelle siebte Generation, die Vorvette C7 Stingray, kann das. Und noch viel mehr. Aber es gibt auch Grund, zu meckern. Mehr dazu im Fahreindruck.

Der Fahreindruck
Ein V8 – natürlich – 6,2 Liter, 466 PS, 630 Nm. Das sind die Zahlen der aktuellen Generation 2014, die wahrscheinlich nicht nur Corvette-Herzen höher schlagen lassen. In 2015 wird es noch mehr Bums geben, die Corvette Z06 soll dann 634 PS liefern.

Aber bleiben wir bei der C7, die wir als Targa-Variante fahren durften. Das Tach passt passgenau in den Kofferraum, aber dann ist nicht mehr viel Platz für Anderes. Ohne Dach zu fahren war für mich persönlich eine Offenbarung: Wehendes Haar vorne, fulminanter Ausblick auf die massige Motorhaube vorne, und hinten eine Klangsymphonie, die aus Bellen, Rotzen, Spucken, Brabbeln, Blubbern und Dröhnen besteht. Auf meiner Motorsound-Playlist ist der Song ganz weit vorne. Ich könnte noch gefühlt stundenlang nur über die Geräuschkulisse schreiben, aber wenden wir uns nun anderen Dingen zu.

In Sachen Qualität ist man auf dem richtigen Weg. Leder, Alcantara, Kunststoff geben dem Interieur ein stimmiges Bild. Ernsthaft: Da habe ich im Bentley Continental GTC V8 schon Schlimmeres gesehen, abgebrochene Kunststoffteilchen, aber immerhin silbrig glänzend.
Froh bin ich, dass meine 1,84 Meter in die Corvette passen, auch bei geschlossenem Dach. Die Sitze halten mich gut fest, sind dabei aber komfortabel. Besonderes Highlight: Man spürt das Pulsieren des Motors, die Kraft der Corvette. Unbezahlbar. Das komplett in Alcantara eingewickelte Lenkrad will mich das Volant nie mehr loslassen machen. Hinterm Lenkrad sind links und rechts zwei Paddles, aber die dienen nicht zum Schalten. Sie sind gut für die „Rev Match“-Funktion. Einmal dran gezogen, egal, ob links oder rechts, und die Corvette arbeitet mit Zwischengas, lässt es noch mal richtig knallen. Herrlich.

Top: Die Displays lassen sich gut ablesen und haben verschiedene Darstellungsmodi – vor allem aber gibt es auch ein Head-Up-Display, ebenfalls verschieden konfigurierbar. Das finde ich bei Sportwagen stets mehr als angebracht. Apropos Modi: Davon gibt es fünf in Bezug auf das Fahren, Eco, Tour, Track, Sport und Wetter. In Eco schalten sich mitunter vier von acht Zylindern zum Spritsparen ab, an sich eine gute Sache, für uns aber ist undurchsichtig geblieben, wann genau sie das tat und wann sowie warum sie die anderen vier wieder dazuschaltete. Davon ab waren wir mit dem Spritverbrauch auch so durchaus zufrieden: 14 Liter wollte sie haben, laut NEFZ schluckt sie gut 12. Das hätten wir uns also schlimmer vorgestellt. Das Fahren im Eco-Modus hat mich übrigens fast vergessen lassen, dass ich in einem Sportwagen sitze, so geschmeidig lief Madame. Die Lenkung jedoch war mir für das schwere Geschoss definitiv ein bisschen zu weich.

Also, ab in Sport oder gar Track, und dann wirds hart. Und laut. Und spaßig. Wir machen zwar keine wilden Drifts oder ähnliches, aber man merkt, dass sie könnte wenn wir es könnten. Die Vette kann noch nicht mal geradeaus fahren? Nichts da. Auf der Autobahn bei hohen Geschwindigkeiten habe ich mich in ihr sicherer gefühlt als in so manch anderem Sportwagen – zumindest vom Fahrgefühl her. Nicht so prall sind die Übersichtlichkeit und die Schaltwege. Unsere C7 hatte eine manuelle 7-Gang-Schaltung. Ich finde Schalten in Sportwagen super. Ich finde aber Schalten in Sportwagen mies, wenn die Schaltwege so unpräzise sind wie in der Vette. Von 1 bis 4 ist die Welt noch in Ordnung, ab dann wird es Slapstickähnlich. Man landet überall, nur nicht da, wo man hinmöchte. Also geht man irgendwann dazu über, maximal noch bis in den fünften Gang zu schalten. Der Rest wird einfach ignoriert. Zumal die Leistung dann eh nicht mehr wirklich abrufbar ist.

Ach ja, Leistung: Das mit der Höchstgeschwindigkeit ist so eine Sache. Da scheint sich der Hersteller selbst nicht so sicher zu sein. 300km/h+ sollen drin sein, 290 km/h sind aber realistisch, vorausgesetzt, man kriegt das mit dem Schalten gescheit hin.
Trotzdem: ich persönlich habe mich hart in Madame Corvette C7 Stingray verliebt.

Die Fakten:
Von 0 auf 100 km/h benötigt die 2014 Chevrolet Corvette Stingray 4.2 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist wahrscheinlich bei 290 km/h erreicht.
Die Vette ist 4.49 m lang, 1.23 m hoch und misst in der Breite 1.87 Meter. Der Wendekreis mit einem Radstand von 2.71 m beträgt 11.5 Meter.
70 Liter passen inden Tank. Bei einem NEFZ-Verbrauch (laut Chevrolet) von 12.2 Litern Super auf 100 Kilometern könnte man theoretisch auf eine Reichweite von fast 570 Kilometern kommen.
Das Leergewicht beträgt 1539 kg, maximal zugeladen werden dürfen 250 kg. In den Kofferraum passen ohne Dach 287 Liter.
Der Basispreis der 2014 Chevrolet Corvette Stingray liegt bei 69.990 Euro.

Jan 'Kann man machen' Gleitsmann

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