Die Geschichte des Mercedes-Benz SL 65 AMG
Grundsätzlich hat die SL-Historie bei Mercedes-Benz das Potenzial, ganze Bücher und Bildbände zu füllen. Hier aber versuche ich mal, die wichtigsten oder erwähnenswertesten Informationen zu liefern. Seit 60 Jahren gilt der Mercedes-Benz SL als die Sportwagenlegende schlechthin. Seine Geschichte beginnt in 1952 mit dem 300 SL (W 194), der erste nach dem Zweiten Weltkrieg neu konstruierte Rennwagen von Mercedes-Benz und das erste Fahrzeug mit der Bezeichnung SL (Super Leicht). Als Basis dienen Motor, Getriebe und Achsen des Typs 300, des sogenannten Adenauer-Mercedes. Als W 198, oder anders: als Serienversion, feiert der 300 SL in 1954 auf der International Motor Sports Show in New York sein Debüt. Ende der 50er-Jahre löst der 300 SL Roadster den legendären „Flügeltürer“ ab.
Und dann sind da noch: 190 SL, 230 SL, 350 SL, SL R 129, R 230 und, schließlich der SL mit der Bezeichnung R 231.
Ihn gibt es seit 2012, mit ihm einher gehen BlueDirect-Motoren, das Automatikgetriebe 7G-TRONIC PLUS sowie bereits serienmäßig elektronisch verstellbare Fahrwerksvarianten. Wir sind die besonders scharfe Variante gefahren, den Mercedes-Benz SL 65 AMG.
Der Fahreindruck:
Ich weiß noch, wie Jan mich vorwarnte: „Pass auf, wenn du anfährst. Ehe du dich versiehst, bist du viel zu schnell“. Hach Gottchen, dachte ich mir da, die Memme. Soll er halt mal ein bisschen Feingefühl an den Tag legen. Also faltete ich mich lässig hinein, fuhr das Dach via Knopfdruck zurück (dauert gefühlt eine Ewigkeit und der Knopf muss die ganze Zeit über gedrückt werden), schnallte mich an, ließ den Motor an (mmmh, lecker) und fuhr los. Also, so was Ähnliches. Ich sprang eher los. Wo ich noch der Meinung war, dass ich das Gaspedal doch nur ein wenig bewegt hatte, dachte sich der SL 65 AMG: Rock ’n Roll, ab geht’s! Meine Herren, dieses Auto ist wirklich mit Vorsicht zu genießen – und dabei war ich doch noch im Comfort-Fahrmodus!
Der Druck, der da so heimlich vor sich hin schlummert, ist brachial, wenn man ihn denn mal rauslässt. Und wenn man das tut, dann schwänzelt auch das Heck vergnügt herum. 6-Liter-V12-Biturbo, 630 PS, 1000 Newtonmeter: das sind Zahlen, die dieses Auto faszinierend gefährlich machen. Insbesondere im Sport- oder besser noch im Sport plus-Modus. Muss ich wirklich erklären, was dann passiert? Fahrwerk, Lenkung, Auspuffsound, Gasannahme – alles wird straff, hart, direkt, schnell. Wenn man in der Mittelkonsole dazu noch den AMG-Knopf drückt, zeigt das kleine Display zwischen den beiden Rundinstrumenten quasi Racer-relevante Infos an. Zum Besipiel Lap-Time, Öltemperatur und aktuelle Geschwindigkeit.
Nicht unbedingt zu empfehlen ist das Fahren in Sport plus im Stadtverkehr, da wirken die Gangwechsel des automatischen AMG 7-Gang-Getriebes etwas ruppig, bei schnellen Fahrten auf freien Autobahnen jedoch ist sie wunderbar. Normalerweise ist der SL 65 AMG bei 250 km/h abgeregelt, da unser Testauto aber mit dem AMG Driver’s Package ausgestattet war, sind über 300 km/h drin. Wie gut, dass die Sitze fest zupacken, bei offenem Dach aus den Kopfstützen warme Luft geblasen wird, das Lenkrad gut in der Hand liegt. Was uns fehlte, war ein Head-up-Display, bei schnellen Autos irgendwie mehr und mehr obligat, oder man ist zu verwöhnt. Dementsprechend hätte auch die gesamte Infotainmenteinheit in der Mittelkonsole fahrerorientiert gestaltet werden dürfen. Dann muss man dem SL aber auch wieder zugute halten: das war die aktuelle Version, die schon zwei Jahre alt ist.
Man möchte in Bezug auf den SL 65 AMG ganz lange über das Fahrgefühl sprechen, über das komische Gefühl im Magen beim Beschleunigen, über die krassen Carbon-Keramik-Bremsen, über den Sound („Brüllender Löwe mit Bronchitis„, laut Jan), über das Gefühl im Magen, über den Sound, über… – nicht erwähnen möchte man den Spritverbrauch. Es sind halt eben knapp 20 Liter Super Plus, wenn man halbwegs zurückhaltend fährt. Nach oben ist noch viel Luft. Laut NEFZ sind es knapp 12 Liter. Aber diejenigen, die sich dieses Auto leisten können – schon ab 238.833 Euro – kümmern solche Werte eh nicht. Die verstauen ihre Golfpacks in den Kofferraum und machen einen schicken Wochenendtrip. Beispielsweise. Wobei ich mir gerade nicht sicher bin, ob Golfequipment in den Kofferraum im Oben-ohne-Modus funktionieren würde, weil das Variodach doch schon recht viel Platz wegnimmt. Egal. Dann kauft’s man eben direkt vor Ort.
Die Fakten:
Unter der Haube vom 2014 Mercedes-Benz SL 65 AMG findet man den 6-Liter-V12-Motor mit einer Leistung von 630 PS (463 kw) und einem maximalen Drehmoment von 1000, das bei 2300-4300 U/min Umdrehungen pro Minute zur Verfügung steht.
Von 0 auf 100 km/h beschleunigt der AMG innerhalb von 4 Sekunden. Der Vortrieb endet bei 250 km/h.
Der 2014 Mercedes-Benz SL 65 AMG ist 4.62 m lang, 1.32 m hoch und von Außenspiegel zu Außenspiegel 2.10 Meter breit. Der Radstand beträgt 2.59 Meter, der Wendekreis 11.1 Meter.
Die maximale Zuladung liegt bei gerade einmal 260 kg, das zulässige Gesamtgewicht beträgt 2210 kg. Die Dachlast wird vom Hersteller, wen wundert’s, mit 0 kg angegeben. Werfen wir einen Blick in den Kofferraum. 241 Liter passen hinein, bei umgeklappter Rückbank sind es 381 Liter.
Mercedes-Benz gibt den kombinierten NEFZ-Verbrauch mit 11.6 Litern auf 100 Kilometer an. Dank des 75 Liter großen Tanks sind rein rechnerisch Reichweiten von 640 Kilometern möglich. Der 2014 Mercedes-Benz SL 65 AMG lässt seine Brennräume gerne durch guten Super Plus Kraftstoff kühlen.
Der Basispreis vom 2014 Mercedes-Benz SL 65 AMG liegt bei 238.833 Euro, je nach Ausstattung kann man diesen Wert natürlich auch nach oben schrauben.